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VPI    Vereinigung Privater Investoren

Dividendenstabilität - was uns die Ausschüttungsquote sagt


In Zeiten tiefer Zinsen ist es verlockend, in Aktien mit einer möglichst hohen Dividendenrendite zu investieren. Die Dividende dient dann als Ersatz für entgangene Erträge auf Sparkonten, Kassenobligationen etc. Es macht aber keinen Sinn in solche Titel zu investieren, wenn die zukünftige Ausschüttung unsicher oder gefährdet ist. Erstrebenswert sind nur Titel, deren (hohe) Ausschüttung auch in Zukunft mit einer grossen Wahrscheinlichkeit sichergestellt ist, und die eventuell sogar noch ein Dividendenwachstum versprechen. Eine einmal gezahlte reguläre Dividende in einer bestimmten Höhe wird von den Anlegern auch in Zukunft erwartet. Informiert eine Gesellschaft über Dividendenkürzungen oder gar einen Dividendenausfall, erleidet die Aktie oft einen empfindlichen Kurseinbruch. Der Anleger wird in diesem Falle doppelt bestraft: er verliert nicht nur einen erwarteten Ertrag, sondern trägt zusätzlich auch noch einen Kursverlust.




Berechnung der Ausschüttungsquote


Eine der gängigsten Kennzahlen, um die Nachhaltigkeit einer Dividendenzahlung zu analysieren, ist die sogenannte Ausschüttungsquote (auch Dividendenausschüttungsquote, Dividend Payout Ratio).
Die Ausschüttungsquote bei Aktien gibt an, welcher Anteil des Jahresgewinnes einer Gesellschaft in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Sie ist eine wichtige Grösse der Dividendenpolitik eines Unternehmens und erlaubt Aussagen über dessen finanzielle Stabilität. Sie erlaubt dem Anleger zu beurteilen, ob das Unternehmen genug verdient, um auch künftige Dividendenzahlungen in der aktuellen Höhe zu garantieren.

Folgende Formeln können zur Berechnung benutzt werden:

$$Ausschüttungsquote\;\% = \frac{Dividende\;pro\;Aktie}{Gewinn\;pro\;Aktie}\times100$$
Die Anwendung dieser Formel kann zu fehlerhaften Ergebnissen führen, wenn beispielsweise die Werte für Dividende pro Aktie und Gewinn pro Aktie nicht zum selben Stichtag ermittelt werden. Stammt der Wert für Gewinn je Aktie aus dem Geschäftsbericht des Unternehmens, liegt seiner Berechnung die durchschnittlich-gewichtete, während des berichteten Geschäftsjahres ausstehende Anzahl von Aktien zu Grunde. Für die Gewinnausschüttung und damit auch für die Ausschüttungsquote ist hingegen lediglich die Zahl von umlaufenden Aktien zum Dividendenstichtag, meist Tag der Generalversammlung, ausschlaggebend. Um diese möglichen Ungenauigkeiten zu umgehen, empfiehlt es sich, folgende, exakte Formel anzuwenden:

$$Ausschüttungsquote\;\% = \frac{Dividendensumme}{Jahresgewinn}\times100$$
Die Angaben finden Sie in den Geschäftsberichten der Gesellschaften (Bilanz, Erfolgsrechnung, Gewinnverwendung) oder aber auf Finanzportalen wie www.morningstar.ch



Analyse der Ausschüttungsquote


Zahlt ein Unternehmen keine Dividende, so ist die Ausschüttungsquote null. Viele junge Wachstumsunternehmen zahlen keine Dividenden, da sie es vorziehen, die verdienten Mittel wieder zu reinvestieren. Beträgt die Ausschüttungsquote über 100%, so schüttet das Unternehmen mehr als seinen Jahresgewinn aus. Es zapft also seine Eigenkapital-Reserven an. Dies wäre ein deutliches Zeichen einer nicht nachhaltigen Dividendenzahlung und kann nur gerechtfertigt werden, wenn das Management deutlich darlegen kann, dass das Unternehmen in Zukunft (wieder) klar höhere Gewinne erwartet. Wie oben dargelegt, wird sich eine Geschäftsleitung hüten, die Dividendenzahlung zu kürzen oder gar ausfallen zu lassen, wenn nicht unbedingt nötig. Deshalb kann es in Ausnahmejahren mit speziellen Belastungen und dementsprechend kleineren Gewinnen sein, dass das Unternehmen eben mehr als seinen Jahresgewinn an die Aktionäre ausschüttet. Dies sollte aber sicher die Ausnahme und nicht die Regel darstellen.

Obwohl es keine ideale Ausschüttungsquote gibt, bevorzugen wir Unternehmen, die nachhaltig zwischen 30% und 80% ihres Gewinnes ausschütten. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Aktionäre angemessen belohnt werden, ohne dass das Unternehmen finanziell "ausgehöhlt" wird. Schüttet ein Unternehmen weniger aus, so besteht die Gefahr, dass die einbehaltenen Unternehmensgewinne nicht sinnvoll verwendet werden. Die Vergangenheit zeigte beispielsweise klar, dass ein Grossteil der Unternehmensübernahmen unterdurchschnittliche Renditen erzielten, ja sogar vielmals in einem finanziellen Fiasko endeten. Ist ein gutes Kapitalpolster bereits vorhanden, die Bilanzstruktur also gesund (siehe hierzu auch das Kapitel Kennzahlenanalyse in Investieren in Aktien), machen einbehaltene Gewinne nur Sinn, wenn die Geschäftsleitung überzeugend darlegt, dass sie die Mittel klug reinvestieren kann und nicht zu Grössenwahn neigt, etwa durch planlose Firmenübernahmen oder die Auszahlung überhöhter Boni an sich selbst. Einbehaltene Gewinne, die nicht mehr für den Reserveaufbau benötigt werden, können vorteilhafterweise verwendet werden für strategisch durchdachte Firmenübernahmen, Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Lancierung neuer Produkte oder die Finanzierung von Preiskämpfen, um Marktanteile zu gewinnen.

Nestlé beispielsweise schüttete in den vergangenen fünf Geschäftsjahren (2017 - 2021) rund 65% seines Gewinnes aus. Eine Zürich Versicherung reizte mit einer Quote von fast 80% sicher die Grenze einer nachhaltigen Ausschüttung aus. Nicht umsonst wurde die Nachhaltigkeit des Dividendenbetrages immer wieder mal vom einen oder anderen Analysten hinterfragt. Auf der anderen Seite des Spektrums steht beispielsweise ein Tech-Titel wie Logitech, welcher nur rund 26% seines Gewinnes ausschüttet. Hier fliesst wohl ein Grossteil des Cashs in die Weiterentwicklung der Produkte im kurzlebigen Segment Computerzubehör und Software..

Welche an der Schweizer Börse SIX kotierten Unternehmen in der Vergangenheit nachhaltig wie viel ausgeschüttet haben, entnehmen Sie unserer Übersicht Dividendenrenditen und Ausschüttungsquoten an der Schweizer Börse im 5-Jahresschnitt. Sie sehen dort auch deutlich, wer in der jüngeren Vergangenheit Ausschüttungen auf Kosten der Substanz vorgenommen hat (Ausschüttungsquote über 100%!).

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