Investieren in Aktien
Definition und Zweck von Aktien
Aktien sind Beteiligungspapiere, die einen Anteil an einer Unternehmung und somit einen Realwert verkörpern. Jede Aktie repräsentiert einen in Franken ausgedrückten, nach der Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien berechneten Bruchteil des Grundkapitals.
Die Aktie ist ein Wertpapier, das der Beteiligungsfinanzierung dient und das Mitgliedschafts- und das Vermögensrecht des Aktionärs verbrieft. Heute wird zunehmend bei grösseren Publikumsgesellschaften auf effektive Stücke verzichtet und mit Sammel- oder Globalurkunden gearbeitet, die im Falle börsenkotierter Unternehmungen zentral hinterlegt sind.
Der Aktienhandel findet dann nur noch über
elektronische Medien statt. In der Schweiz unterscheidet man
hauptsächlich zwischen Inhaber- und Namenaktien. Inhaberaktien
lauten auf den jeweiligen Inhaber und sind ohne Einschränkung
übertragbar. Namenaktien lauten dagegen auf den Namen des
Besitzers. Zur Übertragung ist ein Indossament und die Änderung im
Aktienregister erforderlich.
Der Aktionär ist durch Erwerb als Eigentümer an der Unternehmung
beteiligt. Er trägt also das unternehmerische Risiko und ist dafür
am Geschäftsgang und den künftigen Gewinnen beteiligt. Diese
können als Dividenden ausgeschüttet oder aber auch zur
Reinvestition oder Reservebildung im Unternehmen einbehalten
werden.
Preisbildung von Aktien
Der Preis einer an der Börse gehandelten Aktie
geschieht durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Bei
nicht gehandelten Aktien oder bei grossen Übernahmen wird bei
Kauf/Verkauf ein Unternehmenswert, der nach verschiedenen Methoden
durch qualifizierte Treuhänder/Finanzfachleute berechnet werden
kann.
Theoretischer Wert einer Aktie
Theoretisch widerspiegelt ein Aktienkurs den Wert aller
zukünftigen Gewinne pro Aktie, abdiskontiert auf den heutigen Tag.
Man nennt diesen Wert auch Ertragswert.
Formal lässt sich dies schreiben als:
$$W_h = \frac{G_1}{(1 + i)^1} + \frac{G_2}{(1 + i)^2} + \frac{G_3}{(1 + i)^3} + \frac{G_4}{(1 + i)^4} + ... + \frac{G_n}{(1 + i)^n} $$
oder vereinfacht:
$$W_h = \sum_{i=1}^n \frac{G_t}{(1 + i)^t} $$
wobei: Wh
= heutiger Wert der Aktie
Gt = Gewinn
im Jahre t
n =
Lebensdauer des Unternehmens in Jahren
i = Diskontierungsfaktor
Der Diskontierungsfaktor i bestimmt sich aus dem risikolosen
Realzins, zu dem die Inflationserwartung und ein branchengerechter
Risikozuschlag hinzuaddiert wird. Dieser Aufschlag kann als
Risikoprämie bezeichnet werden, die der Investor fordert, um ein
entsprechendes Engagement mit entsprechendem Risiko einzugehen
(zur Definition und Bestimmung des Risikos siehe auch unter
Grundsätze der Kapitalanlage).
Möchte man den Unternehmenswert basierend auf einem ewigen Gewinn berechnen, so kann man die einfache Formel
$$W_h = \frac{G}{i} $$
verwenden. G entspricht dann dem über einen langen Zeitraum vom Unternehmen nachhaltig erzielbaren Jahresgewinn pro Aktie.
Unser Tool Aktienbewertung
unterstützt Sie bei der Berechnung des (theoretisch) fairen Wertes einer Aktie basierend auf den oben dargelegten
Überlegungen.
Praktische Anwendung
In der Praxis sind diese Grössen (künftige Gewinne,
Diskontierungssatz) sehr schwierig zu bestimmen und unterliegen
z.T. subjektiven Beurteilungskriterien. Daher spielt bei der
Preisfestsetzung an den Märkten auch die psychologisch-menschliche
Komponente eine grosse Rolle (Boom and Bust). Durch fundamentale
und technische Aktienanalyse versuchen Investoren Kauf- und
Verkaufsgelegenheiten zu identifizieren.
Fundamentalanalyse
Hier steht der Bewertung- und Ertragsgedanke im Vordergrund. Mittels Analyse der makroökonomischen Gegebenheiten (Gesamtwirtschaft) sowie der mikroökonomischen Gegebenheiten (unternehmens-/branchenspezifisch) wird versucht, die Ertrags- und Finanzlage des Unternehmens abzuschätzen. Methoden hierzu sind die klassische Analyse der Bilanz und Erfolgsrechnung, aber auch die Betrachtung aktienspezifischer Verhältniszahlen.
Kennzahlenanalyse
Die Kennzahlenanalyse versucht, durch Berechnung
spezifischer Bilanz- und Erfolgsrechnungskennzahlen die
wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens zu untersuchen und
Rückschlüsse für den künftigen Geschäftsgang zu ziehen. Dabei
werden einerseits Kennzahlen-Zeitreihen gebildet, aber auch
spezifische Branchenvergleiche aufgestellt. Die Verfahren zielen
darauf ab, eine Einschätzung zur Bonität (finanzielle
Solidität=Sicherheit) und Rentabilität des eingesetzten Kapitals
vornehmen zu können.
In der Bilanzanalyse
wird die Struktur der Vermögens- und Kapitalseite einer
Unternehmung untersucht. Die Bonitätsanalyse steht also im
Vordergrund. Wichtigste Kennzahlen und Regeln sind:
· Liquidität
Das Fremdkapital darf nie länger angelegt
werden als es der
Unternehmung zur Verfügung steht (Fristigkeiten!).
$$ Liquidität\,1\,(Kassaliquidität) = \frac{Cash}{kurzfristige\,Verbindlichkeiten}$$
Regel: sollte mindestens 0.3 betragen.
$$Liquidität\,2\,(Quick Ratio) = \frac{Cash + kurzfristige\,Forderungen}{kurzfristige\,Verbindlichkeiten}$$
Regel: sollte mindestens 1 betragen.
$$Liquidität\,3\,(Current Ratio) = \frac{Umlaufvermögen}{kurzfristige\,Verbindlichkeiten}$$
Regel: sollte mindestens 2 betragen.
·
Kapitalstruktur
Goldene Bilanzregel: Das Eigenkapital
soll grösser oder gleich
dem Anlagevermögen sein (EK/AV >= 1).
Modifizierte goldene Bilanzregel
Das Eigenkapital zusammen mit dem
langfristigen Fremdkapital
soll grösser oder gleich dem
Anlagevermögen sein.
[(EK + lfr. FK) / AV >= 1].
Bankers Rule
Das Umlaufvermögen soll doppelt so gross
sein wie das
kurzfristige Fremdkapital (UV / kfr. FK
>= 2).
Bei der Analyse der Erfolgsrechnung
steht die Analyse der Rentabilität des eingesetzten Kapitals im
Vordergrund.
· Rentabilitätskennzahlen
Eigenkapitalrentabilität = Jahresgewinn /
Eigenkapital
Zielwert: >8%
Umsatzrentabilität = Jahresgewinn / Umsatz
Zielwert: >5% (stark branchenabhängig)
Die Analyse von Aktienkennzahlen
dient dazu, eine erste Einschätzung vorzunehmen, ob eine Aktie
eher teuer oder günstig ist. Diese Kennzahlen sind auch immer in
Kombination mit den Einschätzungen zur Ertragsaussicht
(Gewinnwachstum) zu verstehen.
· Kurs/Gewinn Verhältnis (KGV)
wird auch Price/Earning Ratio (P/E)
genannt. Kurs / Gewinn pro Aktie. Diese
Kennzahl sagt aus, wie oft man mit dem Aktienkurs
den Gewinn pro Aktie bezahlt.
Grundsätzlich gilt, je tiefer das
KGV, umso günstiger die Aktie. Allerdings
ist immer zu
hinterfragen, warum ein KGV tief oder günstig
ist (schlechte
Ertragsaussichten können ein tiefes KGV
rechtfertigen, ohne dass die Aktie
günstig wäre und umgekehrt können rosige
Ertragsaussichten ein hohes KGV
rechtfertigen, ohne dass die
Aktie teuer wäre).
· Kurs/Buchwert Verhältnis
Setzt den Aktienkurs ins Verhältnis zum
ausgewiesenen
Eigenkapital. Der Faktor ist idealerweise
nie grösser als 1,5. Ist
der Wert kleiner als 1, so impliziert
dies, dass das Unternehmen
weniger Wert ist als das buchhalterisch
ausgewiesene
Eigenkapital. Könnte für sogenannte
Value-Investoren
interessant sein. Auf jeden Fall ist aber
die ausgewiesene Bilanz
genau zu analysieren, da sich z.B. auch
oft immaterielle Werte im
Eigenkapital widerspiegeln, deren
Nachhaltigkeit oft zweifelhaft ist.
Unternehmensbewertung
Die Kennzahlenanalyse macht
(noch) keine Aussage über den eigentlichen Gesamtwert der
Unternehmung.
Zur Ermittlung können drei Verfahren angewendet werden.
Substanzwert-Verfahren
Hier handelt es sich um das nach betriebswirtschaftlichen
Kriterien berechnete und bereinigte Eigenkapital. Nachteil:
künftige Erträge werden nicht oder nur ungenügend berücksichtigt.
Ertragswert-Verfahren
Sämtliche künftigen Gewinne (oder Cash Flows, je nach Methodik)
werden geschätzt und die Berechnung miteinbezogen. Diese Methodik
ist identisch mit der oben vorgestellten theoretischen Methode zur
Preisermittlung bei Aktien.
Nachteil: Theoretisch der einzig richtige Ansatz, in der Praxis
aber nur schwer durchführbar, da künftige Gewinne nur sehr schwer
abschätzbar.
Mittelwertverfahren
Kompromiss zwischen den oben genannten Verfahren, um die Vorteile
und Nachteile zu kombinieren. Kommt in der Schweizer Praxis sehr
häufig vor (überall dort, wo eigentliche Unternehmensbewertungen
vorgenommen werden, also bei Käufen/Verkäufen von Unternehmungen,
Erbschaftsberechnungen etc). Hierbei wird ein (oft gewichteter)
Mittelwert zwischen Substanz- und Ertragswert berechnet.
Mehr zur Fundamentalanalyse erfahren Sie unter Anlage/Fundamentale
Analyse.
Technische Analyse von Aktien
Die Kursbildung unterliegt nicht nur objektiven und messbaren Wert- und Ertragsprognosen, sondern unterliegt auch oft vielerlei Stimmungsfaktoren der Marktteilnehmer. Oft fällt es schwer, die Kursentwicklung rational nachzuvollziehen.
Daher versucht die
technische Analyse, auch Chartanalyse genannt, durch
Identifikation von Trends und Kursmustern aus Charts, Prognosen
für die zukünftige Kursentwicklung zu erstellen.
Hierzu stehen dem Analysten eine Vielzahl von Instrumenten und
Indikatoren zur Verfügung. Allen diesen Instrumenten gemeinsam ist
das Ziel, einen kurz-, mittel- oder langfristigen Trend möglichst
früh zu erkennen resp. Punkte zur Trendumkehr zu finden.
Folgende Graphik zeigt einen Chart der Firma Schmolz und
Bickenbach mit eingezeichneten Unterstützungslinien sowie den
Instrumenten gleitender Durchschnitt, MACD und Volumen (Mouse-over
für grösseres Bild).

Weiteres zur Chartanalyse erfahren Sie unter
Anlage/Technische
Analyse.
Um generell mehr über die Philosophie des Anlegens zu erfahren,
besuchen Sie auch die Seite Anlage/Grundsätze
der Kapitalanlage.