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Finanz- und Anlageanalyse

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Anlageinstrumente
Investieren in Anlagefonds




Was Sie wissen müssen: acht grundlegende Schritte



Schritt 1: Was sind die Ziele und Strategien des Fonds?

Es ist essentiell, den eigentlichen Fonds-Prospekt genau zu studieren. Leider ist dieses Dokument meist von Juristen geschrieben, die mehr Wert auf formaljuristische Offenlegungspflichten als auf verständliche Information legen.
Die meisten Fonds veröffentlichen deshalb ein zusätzliches Fonds-Profil-Dokument (auch Factsheet genannt). In diesem sollten Sie auch alle Angaben finden, die Sie benötigen, um einen seriösen Investitionsentscheid zu fällen. Investieren Sie nie, ohne dieses Profil genau studiert und die folgenden Punkte beantwortet zu haben. Fehlt ein solches Dokument, Finger weg!

Im folgenden Beispiel zeigen wir anhand von realen Texten aus solchen Dokumenten (kursiv), wie Ziele und Strategie eines Fonds definiert sein können.

1. Investment-Ziele
"Der Fond verfolgt das Ziel eines langfristigen Vermögensaufbaus und Kapitalertrages durch Investition vorzugsweise in Aktien."

Dieses Beispiel ist ein Fonds, der in Aktien grösserer Gesellschaften investiert, mit dem Risikoprofil, das Aktienanlagen entspricht. Die Erwähnung des Kapitalertrages als Ziel impliziert, dass vorzugsweise in gefestigte Unternehmungen investiert wird, die auch Dividenden zahlen. Weitere Auskünfte über die Zusammensetzung des Portfolios erhalten wir nicht.

2. Investment-Strategie
"Der Fond investiert primär in in- und ausländische Aktien, kann aber auch in Schuldpapiere investieren. Obwohl das Engagement in eine Anlageart nicht limitiert ist, wird eine ausreichende Diversifikation angestrebt. Der Fonds konzentriert sich auf Unternehmungen, die Dividenden ausschütten und gleichzeitig Potential für künftiges Wachstum aufweisen."

Es handelt sich hier also nicht um einen Sektor-Fonds, der sich auf eine bestimmte Branche konzentriert. Der Fonds diversifiziert über Firmen und Branchen, ein weniger risikobehafteter Ansatz als eine reine Branchenfokussierung. Die Option auch Schuldpapiere halten zu können ist keine Überraschung. Ergeben sich keine lukrativen Investitionsmöglichkeiten parkiert der Fonds den Cash in festverzinslichen Papieren.

Der Fonds behält sich relativ viele Freiheiten bezüglich seiner Investitionsstrategie vor. Ein Blick in den "offiziellen" Halbjahres- oder Jahresbericht des Fonds lohnt sich. Dort ist das Portfolio im Detail aufgeführt und das Risiko lässt sich besser abschätzen (Anteil Aktien versus Anteil festverzinslicher Anlagen, Art der Aktienanlagen,).

Schritt 2: Wie schätze ich das Risiko eines Fonds ein?

Das Konzept der Grundsätze der Kapitalanlage Risikomessung ist schwierig zu vermitteln (siehe auch Grundsätze der Kapitalanlage) und es gibt durchaus Kontroversen über die geeignete Art/Grösse der Risikomessung.
Nichtsdestotrotz muss sich der Investor ein Bild über das Risiko einer Fondsanlage machen und sich darüber klar werden, ob der dieses Risiko tragen kann und will.
Die meisten Fonds-Profile veröffentlichen Angaben über die vergangene Performance in Zahlen- oder graphischer Form. Achten Sie darauf, dass eine genügend lange Zeitreihe veröffentlicht wird (mindestens 5 Jahre) und nicht ein beliebiger Zeitausschnitt. Vor allem an graphischen Darstellungen erkennt man sehr schön die Volatilität (Streuung) der Fondsperformance. Je ausgeprägter diese ist oder war, desto risikobehafteter der Fonds. Vergleichen Sie die Performance auch mit der des Gesamtmarktes resp. mit der von Fonds ähnlicher Ausrichtung (Peer-Fonds). In anderen Worten: wie sieht das absolute Risiko, wie das relative Risiko des Fonds aus?

Schritt 3: Wie sieht die vergangene Performance des Fonds aus?

Auch diese Information können Sie aus dem Fonds-Factsheet entnehmen. Beachten Sie aber, dass die Fondsgesellschaften oft für sie vorteilhafte Zeiträume auswählen, um die Performance abzubilden. Ziehen sie deshalb hier auch unabhängige Informationsdienste hinzu wie Morningstar. Vergleichen Sie die Performance über die Zeit und mit anderen Fonds der gleichen Anlageklasse. Die Firma Morningstar versieht die Fonds auch mit einem Rating, der die Performance eines Fonds auch im Hinblick auf das eingegangene Risiko (die sogenannte Sharp Ratio) misst . Die Agentur vergibt für jeden von ihr analysierten Fonds aufgrund verschiedener Kriterien einen (schlecht) bis fünf (sehr gut) Sterne.

Schritt 4: Was sind die Kosten des Fonds?

Ein Fonds kennt grundsätzlich drei Kostenarten, die Ihre Performance schmälern:
·    Ausgabe-/Rücknahmekommission
·    Management-Gebühren (= Entschädigung an die Fondsleitung)
·    Courtagen (durch Kauf und Verkauf von Wertschriften)

Die ersten beiden Kostenarten sind in jedem seriösen Fondsprofil ersichtlich. Die dritte können Sie nur durch Angaben im Halbjahres- oder Jahresbericht abschätzen. Je grösser der Umschlag an Wertschriften, desto höher die belasteten Courtagegebühren.

Achten Sie genau auf die Ausgabe-/Rücknahmekommission, hier wird zum Teil wahrer Diebstahl betrieben. Eine Kommission von 5% kann eine gesamte Jahresperformance "wegfressen". Achten Sie darauf, ob der Fonds an einer Börse gehandelt wird (z.B. ETFs) und somit die bankspezifischen Courtagen für normale Börsengeschäfte zur Anwendung kommen. Einige Banken verzichten bei eigenen Fonds auf Ausgabe-/Rücknahmekommissionen. Klären Sie diese Gebühren auf jeden Fall mit Ihrem Bankberater ab und verhandeln Sie!

Für die Management-Gebühren sind unterschiedliche Begriffe im Umlauf: TER (Total Expense Ratio), All-in-Fee oder einfach Management-Gebühr. Diese Kosten sind vom Fonds in den Prospekten auszuweisen. Fehlen diese Angaben: Finger weg! Diese Gebühren werden jährlich dem Fonds belastet, schmälern also Ihre Performance. Da sie direkt in den Fonds-Preis fliessen und nirgends auf Ihrem Depotauszug erscheinen, werden sie von vielen Investoren vernachlässigt. Dabei steht und fällt die Performance mit diesen Gebühren. Fonds, die mehr als 1% an jährlichen Management-Gebühren verrechnen, sind zu meiden! Als Vergleich: börsengehandelte Index-Fonds verrechnen heute 0.2% - 0.6% an Management-Gebühren.

Ein durchaus realistisches Beispiel in absoluten Zahlen soll Ihnen die Bedeutung der Kosten vor Augen führen:
Wenn Sie CHF 50´000 in einen Fonds investieren, der eine Ausgabekommission von 2% und eine TER von 1.5% verrechnet, so Zahlen sie im ersten Jahr CHF 1´750 an Gebühren an den Fonds! A fonds perdu, das Geld müssen Sie zuerst wieder reinholen!


Schritt 5: Wer verwaltet den Fonds?

Handelt es sich um eine unabhängige Fonds-Gesellschaft oder eine einer Bank? Wer ist der Portfolio-Manager und seit wann? Ist Kontinuität gegeben, kann davon ausgegangen werden, dass der Portfolio-Manager seinen Fonds, die Strategie und die Märkte in die er investiert ausreichend kennt. Diese Information ist v.a. für aktiv gemanagte Fonds von Bedeutung, weniger für solche die einen Index abbilden.


Schritt 6:  Wie sehen die Kaufs- resp. Rücknahmekonditionen aus?

Auch ein oft unterschätzter Punkt. Sind meine Kaufs- oder Verkaufsmöglichkeiten flexibel oder unterliegen sie bestimmten Restriktionen. Gerade bei Immobilienfonds ist es in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, dass die Fondsleitung vorübergehend die Rücknahme von Anteilen ausgesetzt hat (aufgrund von Liquiditätsenpässen).


Schritt 7: Steuerliche Implikationen

Handelt es sich um einen ausschüttenden Fonds, so sind diese Erträge steuerbar. Kapitalgewinne auf dem Fondvermögen jedoch nicht. Da es hier unterschiedliche Lösungen gibt, je nach Art des Fonds sowie dessen Domizil, klären Sie diesen Punkt genau mit Ihrem Bankberater (Einkommenssteuer, Verrechnungssteuer).


Schritt 8: Gibt es zusätzliche Dienstleistungen im Zusammenhang mit einem Fond-Investment?

Einige Banken bieten z.B. Fondsparpläne an, mit denen sich einfach auch komplexere Dollar-Cost-Averaging-Pläne verwirklichen lassen (siehe Grundlagen der Kapitalanlage). Dabei wird der periodisch zu investierende Betrag automatisch auf die gewählten Fonds aufgeteilt.